Saturday, April 22, 2006

FLYTEC Task 5



Heute sind wir einen 5. Task geflogen. Beim morgendlichen Briefing verkündete Davis Straub als Wettermann, dass es möglicherweise
am Nachmittag Gewitter geben könnte. Zudem sollte die Konvergenz-Zone sich schneller gen Osten, also in unsere Route hinein bewegen. So weit so gut!
In der Startphase einige kleine Cumuli am Himmel, Wolkenbasis liegt bei 1100m - nicht gerade hoch, so herrscht bis zur 1. Startzeit wieder derbes Gedränge am Startgate unter einer dunklen Wolke. Einige Piloten können es einfach nicht lassen, sich ihre Bonus-Abflughöhe in der Wolke zu holen. Unfairer geht´s nimmer und gefährlich ist es obendrein noch!

14.15 Uhr der Startschuss und viele Piloten machen sich auf den Weg gen Nordwesten. Ich bleibe allerdings zurück, da meine Abflug-Position nicht die beste war und auch hoffte, dass einige gute Piloten auch die 2. Startzeit nehmen würden. Ergo, ich hatte 15 Minuten Zeit, über meinen ersten Fehler des Tages nachdenken zu können, ich war nämlich alleine und 69 Piloten "on their way".
Gut, so hieß es "Gas geben" und die langsamen Piloten erreichen. Das gelang erst sehr spät nach ca. 30km. Hatte sogar die wesentlich stärkere Thermik auf meiner eigens gesuchte Route zur Verfügung und konnte direkt vor der Wende "Dallas" die etwas besseren Piloten überholen. Der Führungspulk kam mir 4km vor der Wende schon sehr tief entgegen. Ein gutes Gefühl, denn ich hatte offensichtlich wirklich deutlich aufgeholt. Kurz danach auch Corinna und dann ... ja dann traute ich meinen Augen nicht. Ein Blick gen Westen ließ mir die Sprache verschlagen. Eine pechschwarze Wolkenwand näherte sich mit enormer Geschwindigkeit der Wende. Und kurz darauf zuckten schon die ersten Blitze.
Über Funk hörte ich Kevin Carter, USA Nationalpilot, dass die Geschichte zu gefährlich wird und er den Flug sofort abbrechen und landen gehen werde. Ich versuchte unterdessen meine "Funkkollegen" zu erreichen, dass ein Kontakt zum Veranstalter wegen eines sofortigen Stopps der Aufgabe hergestellt werden sollte. Immerhin bin ich ein Mitglied des Safety Commitees und sollte meine Aufgabe schon ernst nehmen. Dies war so ein Ernstfall und nichts passierte, kein Stopp der Aufgabe. Die Piloten um mich herum drehten einfach munter weiter, hoch hinauf zu den pechschwarzen Wolken. Weitere Blitze! Für 2 Franzosen und mich zuviel und wir glitten unsere Höhe in den noch sicher zu scheinenden Osten ab, um schleunigst zu landen. Kaum am Boden setzte schon die Boenwalze der Gewitterfront ein und wir hatten Mühe die Drachen am Boden zu halten.
Hoch über uns - kaum zu erkennen - noch ein Starrflügel. Ich weiß nicht, wieviel Nerven man haben muss, um das zu bringen.
Ich stehe am Boden und bin einfach nur wütend und enttäuscht über die Art und Weise des Veranstalters, wie hier mit der Sicherheit der Piloten umgegangen wurde. Es ist nichts passiert - zum Glück - und genau DAS ist es, was die Gefährlichkeit abends herunterspielt und sich der Veranstalter auf die Schulter klopft.
Ich bin ehrlich, das sind die wirklich schlechten Momente in der Wettbewerbsfliegerei, wenn Punkte und mit Ach und Krach durchgebrachte Durchgänge mehr zählen, als die Gesundheit der Piloten. Ich habe meinen Flug abgebrochen, weil ich auch in 20 Jahren noch gerne fliegen möchte.

Nun noch ein paar Fakten: Es gab einen amerikanischen, mir nicht bekannten Piloten im Ziel. Corinna fliegt heut 54 Meilen weit und verbessert sich auf Platz 15. Ich falle zurück auf 19, was mir in diesem Moment aber auch völlig egal ist.

Im Zelt spielt grad ´ne Band zünftige Rockmusik, da kommt man auf andere Gedanken :o)

One more Day, hoffentlich ein fairer Wertungstag. Die Vorhersagen sind jedoch ehr schlecht.

Bis denne
Jörg

1 comment:

Rebi said...

Ich wär auch voll sauer gewesen. Und es is ja nicht so, als wär noch nie was passiert....! Tja so is das eben...aber für heute wünsch ich dir noch alles gute!